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Montag, 21. März 2011

PdW - Teil 14: Steht unser gesamtes Schicksal schon fest?

Dies ist eine Fortsetzung des Themas Leid und Prüfungen, jedoch mit einem anderen Schwerpunkt: Es gibt Dinge, die bereits feststehen, sobald wir ins Leben gerufen werden. Allah besitzt Kenntnis über all unsere Handlungen im Voraus und darüber, was uns im Leben erwartet und wann wir sterben. Es gibt Dinge, auf die ein Mensch  keinerlei Einfluss hat - wie z.B. der Geburtsort, den Todeszeitpunkt, die Familie u.ä. Andere Ereignisse wiederum sind Konsequenzen, die aus unseren eigenen Handlungen erwachsen. 
Die Dinge, die unvermeidlich eintreffen werden, nennen wir das Schicksal. Es ist sinnlos, mit dem Schicksal zu hadern, da es nicht geändert werden kann. Wenn uns daher ein Schicksalsschlag trifft, sollen wir nicht verzweifeln, sondern auf Gott vertrauen und Ihn um Beistand bitten denn Allah erhört die Bitten seiner Diener.

Dies bedeutet nicht, dass man sein Leben nicht aktiv und engagiert in die eigenen Hände nehmen soll in den Bereichen, auf die man Einfluss nehmen kann - im Gegenteil, jeder soll nach Kräften danach streben, das Beste aus seiner Situation und seinen Fähigkeiten zu machen und ist verantwortlich dafür, wie er mit den Gaben Allahs umgeht (der Zeit, der Gesundheit, der Intelligenz, dem Vermögen etc.). Der Erfolg liegt jedoch allein bei Allah und ein Muslim weiss, dass ihm im Leben weder etwas entgeht, dass er vielleicht hätte erreichen können, noch dass er etwas bekommen kann, das nicht für ihn bestimmt war. Dieser Glaube gibt ihm die Gelassenheit, mit den Wechselfällen des Lebens gelassener umzugehen.
Die Absicht und der Einsatz sind das, was zählen; und Allah bewertet alle Handlungen nach der Absicht des Handelnden. Außerdem ist uns ja nicht bekannt, wie das Ergebnis unserer Bemühungen sein wird, und wir sollen bei gottgefälligen Dingen alles daransetzen, sie zum Erfolg zu bringen - in festem Vertrauen auf Allahs Hilfe - denn es sind immer auch unsere Handlungen, die unsere Zukunft mitbestimmen.
Einmal kam ein Mann zum Propheten (sas) und beklagte sich bei ihm. Er sagte, er habe sein Kamel vor der Moschee stehen gelassen, auf Allah vertraut und sei dann beten gegangen. Als er wieder herauskam, war das Kamel weg. Der Prophet (sas) sagte zu ihm: Binde erst dein Kamel an, dann vertraue auf Allah! Die Lehre aus dieser Geschichte ist klar: Wer sich nicht bemüht, wird auch deutlich weniger erreichen können, als jemand, der sich anstrengt. Dieses Leben unterliegt Gesetzmäßigkeiten, die Allah erschaffen hat, genannt Sunnat Allah. Danach führt aufrichtige und beständige Anstrengung für etwas in der Regel zu Erfolg, während Faulheit und Müßiggang keine Früchte tragen. Niemand kann in eine Prüfung gehen, ohne gelernt zu haben, und erwarten, dass er diese mit Bravour besteht. Allah kommt den Menschen zu Hilfe, die sich bemühen und sie erhalten etwas von dem, wonach sie streben oder einen anderen Lohn von Ihm.
Das richtige Vertrauen auf Allah ist nach Aussage des Propheten (sas) wie das Gottvertrauen der Vögel. Sie fliegen aus dem Nest mit leerem Magen und kehren mit vollen Schnäbeln zurück. Dabei sind sie weder im Nest sitzen geblieben in der Hoffnung, jemand brächte die Nahrung zu ihnen, noch häufen sie übermäßig Vorräte an aus Angst um die Zukunft.

Das Vorwissen Allahs bedeutet nicht, wie es oft falsch verstanden wird, dass wir in irgendeiner Weise einem Zwang unterliegen, der unser Handeln steuert, sondern lediglich, dass Allah schon im Vorhinein bekannt ist, wie wir uns entscheiden werden, da Er sowohl die Vergangenheit, als auch die Gegenwart und die Zukunft kennt. Sonst würden wir nicht zur Rechenschaft gezogen, denn die Voraussetzung für die Schuldfähigkeit ist der freie Wille des Menschen.


9.7 Schicksal und Vorherbestimmung

Keiner wird sterben ohne Allahs Erlaubnis; (denn dies geschieht) gemäß einer zeitlichen Vorherbestimmung. Und dem, der den Lohn der Welt begehrt, geben Wir davon, und dem, der den Lohn des Jenseits begehrt, geben wir davon; wahrlich, Wir werden die Dankbaren belohnen. Und wie viele Propheten kämpften gegen (einen Feind), gefolgt von vielen Gottesfürchtigen. Aber sie verzagten nicht bei dem, was sie auf Allahs Weg traf, und sie wurden weder schwach noch ließen sie sich demütigen. Und Allah liebt die Geduldigen. Und ihr Wort war nicht anders, als dass sie sagten: „Unser Herr, vergib uns unsere Sünden und unser Vergehen in unserer Sache; und festige unsere Schritte und hilf uns gegen das ungläubige Volk.“ Und Allah gab ihnen den Lohn dieser Welt und den schönsten Lohn des Jenseits. Und Allah liebt diejenigen, die Gutes tun. (3:145-147)

Es geschieht kein Unheil auf Erden oder an euch, das nicht in einem Buch (verzeichnet) wäre, bevor Wir es ins Dasein rufen – wahrlich, das ist für Allah ein leichtes - , auf dass ihr euch nicht darüber betrüben möget, was euch entging, noch darüber frohlocken möget, was Er euch gegeben hat. Und Allah liebt keinen der eingebildeten Prahler. (57:22-23)

Sprich: „Nichts kann uns treffen außer dem, was Allah uns bestimmt hat. Er ist unser Beschützer. Und auf Allah sollen die Gläubigen vertrauen.“ (9:51)

Und wenn dich Allah mit einem Übel treffen will, so gibt es keinen, der es hinwegnehmen kann, außer Ihm; und wenn Er dir etwas Gutes erweisen will, so gibt es keinen, der Seine Gnade verhindern kann. Er lässt sie unter Seinen Dienern zukommen, wem er will, und Er ist der Allverzeihende, der Barmherzige. (10:107)

O ihr, die ihr glaubt, seid nicht gleich den Ungläubigen, die da sprechen von ihren Brüdern, als sie das Land durchwanderten oder Streiter waren: „Wären sie bei uns geblieben, wären sie nicht gestorben und nicht erschlagen worden.“ Allah bestimmte dies als Kummer für ihre Herzen. Und Allah macht lebendig und lässt sterben, und Allah durchschaut euer Tun. Und wahrlich, wenn ihr auf dem Wege Allahs erschlagen werdet oder sterbt, wahrlich, Allahs Vergebung und Barmherzigkeit ist besser als das, was ihr zusammenscharrt (an Vermögen). (3:156-157)

Diese Verse verdeutlichen den Iman (feste innere Überzeugung)  an das Schicksal, der die Muslime von den Andersgläubigen unterscheidet. Es ist bei Allah für jeden Menschen im Voraus bekannt, wie sein Leben verlaufen wird, welches Unglück oder Glück ihn treffen wird  und wann er stirbt. Dieser festgesetzte Zeitpunkt lässt sich nicht verschieben – weder nach vorne noch nach hinten. Daher wird man zu diesem unvermeidlichen Zeitpunkt sterben, egal ob man sich auf der Couch vor dem Fernseher befindet oder im Krieg. Muslime nehmen deshalb solche Ereignisse gelassener und werden nicht von Gedanken gequält, ob sie etwas hätten verhindern können oder was geschehen wäre, wenn….

Allahs Gesandter(Allahs Frieden und Heil auf ihm) hat gesagt: „Kein Knecht (Allahs) glaubt wirklich), solange er nicht an die Vorbestimmung von Gutem und Schlechtem (in seinem Leben) glaubt und er nicht erkennt, dass das, was ihm zustößt, ihn nicht verfehlen sollte, und das, was ihn verfehlte, ihm nicht zustoßen sollte.“ (Dschabir; Tirmidhi)

Abu Yahya Suhaib ibn Sinan (radiyallahu ´anhu) überliefert, dass der Gesandte Allahs (sallalahu ´alaihi wa sallam) sagte: „Die Angelegenheit des Mu´min ist wirklich verwunderlich (arab. ´adschaban). Alles ist für ihn gut – und dies ist nur beim Mu´min so: Wenn ihm etwas Erfreuliches widerfährt und er dankt Allah dafür, so ist das gut für ihn. Und wenn er von einer Drangsal heimgesucht wird und er sie geduldig erträgt, so ist das auch gut für ihn.“


9.8 Gottvertrauen und Gottesfurcht

Die Entscheidung ruht bei Allah allein. Auf ihn vertraue ich, und auf Ihn sollen die Vertrauenden vertrauen. (12:67)

… und wenn du entschlossen bist, dann vertraue auf Allah; denn wahrlich, Allah liebt diejenigen, die auf Ihn vertrauen. Wahrlich, wenn Allah euch (zum Sieg) verhilft, so gibt es keinen, der über euch siegen könnte; wenn Er euch aber im Stich lässt, wer könnte euch da helfen ohne Ihn? Wahrlich, auf Allah sollen die Gläubigen vertrauen. (3:159-160)


So schmiedet denn Pläne gegen mich, ihr alle, und gewährt mir keine Frist. Ich aber vertraue auf Allah, meinen Herrn und euren Herrn. Kein Geschöpf bewegt sich (auf Erden) das Er nicht in  Seine Richtung steuert. Seht, mein Herr ist auf dem geraden Weg. (11:55-56)

Für diejenigen von ihnen, welche Gutes taten und gottesfürchtig waren, ist großer Lohn. Diejenigen, zu denen die Leute sagten: „Seht, die Leute haben sich bereits gegen euch geschart; fürchtet sie darum!“ – nur stärker wurden sie im Glauben und sagten: „Uns genügt Allah, und er ist der beste Anwalt/Sachwalter!“ Dann kehrten sie mit Allahs Gnade und Huld zurück, ohne dass sie ein Übel getroffen hätte, und sie folgten dem Wohlgefallen Allahs; und Allah ist voll großer Huld. Es ist wahrlich Satan, der (euch) mit seinen Gefolgsleuten Furcht einzuflößen sucht. Fürchtet sie aber nicht, sondern fürchtet Mich, wenn ihr gläubige seid! (3:172-174)

Dem, der Allah fürchtet verschafft Er einen Ausweg und versorgt ihn in der Art und Weise, mit der er nicht rechnet. Und wer auf Allah vertraut, für den ist Er sein Genüge. Wahrlich, Allah setzt durch, was Er will; siehe Allah hat für alles eine Bestimmung gemacht. (65:3)


9.9 Hilfe bei Prüfungen

 

Der Prophet (Allahs Frieden und Heil auf ihm) hat gesagt: „Wann immer ein Muslim eine Bitte (an Allah) richtet und es sich nicht um Sünde oder Verletzung der Verwandtschaftsbande handelt, erfüllt Allah sie ihm auf dreierlei (Weise): Entweder tut Er es umgehend (in diesem Leben) oder später im Jenseits, oder Er wendet (der Bitte) entsprechendes Unheil ab.“ (Seine Gefährten) entgegneten: „Dann werden wir es oft machen.“ Er sagte: „Allah, der Erhabene, ist von unermesslicher Güte.“ (Abu Said al-Chudri; Ahmad)

Der Prophet (Allahs Frieden und Heil auf ihm) hat gesagt: “Schützt euer Vermögen durch (Zahlen der) Armensteuer, heilt eure Kranken mit (Hilfe von) Almosen, und sucht um Hilfe nach, um euch von einem Unglück zu befreien, indem ihr (Allah) bittet und anfleht.“ (Hassan; Abu Dawud)

Allah erweitert und beschränkt die Mittel zum Unterhalt, wem Er will. Sie freuen sich des irdischen Lebens, doch das diesseitige Leben ist im Vergleich mit dem jenseitigen nur ein vergängliches Gut… Sprich: „Allah lässt zugrunde gehen, wen Er will, und leitet die zu Sich, welche sich bekehren. Es sind jene, die glauben und deren Herzen Trost finden im Gedenken an Allah. Wahrlich, im Gedenken Allahs werden die Herzen ruhig. (13: 26-28)

Allah fordert von keiner Seele etwas über das hinaus, was Er ihr gegeben hat. Allah wird nach einer Bedrängnis Erleichterung schaffen. (65:7)

Allah ist der Beschützer derjenigen, die Glauben. Er führt sie aus den Finsternissen ins Licht. (2: 257)

Wahrlich, mein Beschützer ist Allah, Der das Buch herabgesandt hat. Und Er beschützt die Rechtschaffenen. (7:196) 

Und dem, der Allah fürchtet, wird Er Erleichterung in seinen Angelegenheiten verschaffen. Das ist Allahs Befehl, den Er euch herabgesandt hat. Und wer Allah fürchtet – Er wird seine Übel von ihm nehmen und ihm einen würdigen Lohn geben. (65:5)

Allahs Gesandter (Allahs Frieden und Heil auf ihm) erzählte von einem Mann, der eine lange Reise machte, mit ungekämmtem Haar, staubbedeckt, der seine Hände zum Himmel streckte (und rief): O Herr, o Herr! – (während) seine Speise vom Verwehrten war, sein Trank vom Verwehrten, sein Gewand vom Verwehrten und er mit Verwehrtem ernährt war. Wie kann er erhört werden!“ (Abu Huraira; Muslim)

Wer Allahs Schutz und Hilfe begehrt, soll rechtschaffen handeln, geduldig und gottesfürchtig sein und fest auf Ihn vertrauen.



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