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Freitag, 18. März 2011

Pdw - Teil 12: Wie ist das nun eigentlich mit dem Kopftuch?

In diesem Post wenden wir uns einmal einigen Vorschriften im Islam zu, die sich auf das alltägliche Leben und seine Gestaltung beziehen. Obwohl der Islam keine Religion ist, die man nur auf seine Gesetze beschränken könnte, wie dies oft getan wird, gibt es natürlich auch solche Gesetze, die bestimmte Dinge vorschreiben oder verbieten. Zwei dieser Dinge sind das Essen von Schweinefleisch, Blut oder Verendetem ohne zwingenden Grund, sowie die Bedeckung der Aura bei Frau und Mann. Während die Essensvorschriften in der Hauptsache das Ziel haben, die körperliche Gesundheit zu erhalten und zu schützen, da die verbotenen Dinge Krankheiten übertragen könnten, dienen die Bekleidungsvorschriften dem Erhalt der gesellschaftlichen Gesundheit, wie nach der Präsentation der Zitate noch näher erläutert werden soll. Doch davor sollen folgende Fragen dazu geklärt werden: Das Kopftuch ist ein immer wieder heiß diskutiertes Thema. Ist es nun Pflicht, oder nur ein religiöses Symbol, auf das man auch verzichten könnte? Was steht eigentlich darüber im Qur'an und den Hadithen? Ist das Kopftuch ein von den Männern erdachtes Mittel, um ihre Frauen zu unterdrücken? Tragen die muslimischen Frauen das Kopftuch, weil ihr Ehemann dies verlangt? Die Antwort auf die letzte Frage muss ganz klar lauten: NEIN! Wenn eine Frau das Kopftuch aus einem anderen Grund trägt als aus Gehorsam gegenüber Allah und dem Trachten nach Allahs Wohlgefallen, wird es von ihr nicht angenommen. Dies wäre genauso, wie wenn jemand betet, um von anderen gesehen zu werden oder spendet, damit die anderen ihn loben. Die Voraussetzung für die Annahme jeder guten Tat ist "Ihlas". Das bedeutet, dass die Tat mit der Absicht ausgeführt wird, Allah zu gehorchen und ihm zu gefallen - und niemandem sonst! Der einzig legitime GRUND, den eine Frau aus islamischer Sicht angeben sollte, warum sie sich an die Bekleidungsvorschriften im Islam hält, ist demnach: "Weil Allah es geboten hat." In Wahrheit befreit der Islam den Menschen - und damit auch die Frau - vom Gehorsam und Dienst jedem anderen gegenüber außer Allah. Der Gehorsam jedem Geschöpf gegenüber - wie z.B. gegenüber den Eltern oder dem Ehemann - ist sogar immer dann verboten, wenn er im Widerspruch zum Gehorsam gegenüber Allah steht. Das heißt dann auch, dass die Frau das Kopftuch selbst dann tragen sollte, wenn der Ehemann dagegen wäre! Neben dem ursprünglichen Grund gibt es - wie wir sehen werden- noch viele weitere sekundäre Gründe bzw. Erklärungen, die man nennen kann, warum dieses Gebot sinnvoll ist. Dies ist natürlich keine ausschöpfende Betrachtung, denn zu beiden Themen gäbe es noch sehr viel mehr zu sagen - ganze Bücher wurden damit gefüllt! Und Allah weiß es am Besten!

8. Essens- und Bekleidungsvorschriften

O ihr, die ihr glaubt, erklärt die guten Dinge, die Allah euch erlaubt hat, nicht für verboten; doch übertretet auch nicht. Denn Allah liebt die Übertreter nicht. (5:87)

Es gilt im Islam der Grundsatz: Was nicht ausdrücklich oder implizit verboten ist, gilt als erlaubt. Die Religion soll für die Menschen leicht sein.

Verboten ist euch das Verendete sowie Blut und Schweinefleisch und das, worüber ein anderer als Allahs Name angerufen wurde; das Erdrosselte, das zu Tode Geschlagene, das zu Tode Gestürzte oder Gestoßene und das, was Raubtiere angefressen haben, außer dem was ihr geschlachtet habt (bevor es verendete), ferner das, was auf einem heidnischen Opferstein geschlachtet worden ist, und ferner (ist euch verboten), dass ihr durch Lospfeile das Schicksal zu erkunden sucht. Das ist eine Freveltat. Heute haben die Ungläubigen vor eurem Glauben resigniert; also fürchtet nicht sie, sondern fürchtet Mich. Heute habe Ich euch eure Religion vervollkommnet und Meine Gnade an euch vollendet und euch den Islam zum Glauben erwählt. Wer aber durch Hungersnot gezwungen wird, ohne sündhafte Neigung – so ist Allah Allverzeihend, Barmherzig.
Sie fragen dich, was ihnen erlaubt sei. Sprich: „Alle guten Dinge sind euch erlaubt. Und wenn ihr beutegreifende Tiere durch Abrichtung von dem gelehrt habt, was Allah euch gelehrt hat, dann esst von dem, was sie für euch fassen, und sprecht den Namen Allahs darüber aus.“ Und fürchtet Allah. Allah ist schnell im Abrechnen. Heute sind euch alle guten Dinge erlaubt. Und die Speise derer, denen die Schrift gegeben wurde, ist euch erlaubt, wie auch eure Speise ihnen erlaubt ist. Und ehrbare gläubige Frauen und ehrbare Frauen unter den Leuten, denen vor euch die Schrift gegeben wurde, wenn ihr ihnen die Brautgabe gebt, und nur für eine Ehe und nicht für Unzucht und heimliche Liebschaften. Und wer den Glauben verleugnet, dessen Tat ist ohne Zweifel zunichte geworden; und im Jenseits wird er unter den Verlierern sein. (5:3-6)

Darum esst nun von den erlaubten guten Dingen, womit Allah euch versorgt hat; und seid dankbar für Allahs Huld, wenn Er es ist, Dem ihr dient. Verwehrt hat Er euch nur das von selbst Verendete und Blut und Schweinefleisch und das, worüber ein anderer Name als Allahs angerufen worden ist. Wer aber genötigt wird, (davon zu essen,) ohne die Gebote übertreten zu wollen und ohne das Maß zu überschreiten -, wahrlich, Allah ist dann Allverzeihend, Barmherzig. (16:114-115)

Allahs Gesandter (Allahs Segen und Heil auf ihm) hat gesagt: „Nehmt die Mahlzeiten gemeinsam ein und nicht getrennt, denn der Segen ruht auf der Gemeinschaft.“ (Umar; Ibn Madscha, Mischkat)

Sprich zu den gläubigen Männern, dass sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Keuschheit wahren sollen. Das ist reiner für sie. Wahrlich, Allah ist dessen, was sie tun, recht wohl kundig. Und sprich zu den gläubigen Frauen, dass sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Keuschheit wahren und ihren Schmuck (auch: ihre Reize) nicht zur Schau tragen sollen – bis auf das, was davon sichtbar sein darf, und dass sie ihre Tücher um ihre Kleidungsausschnitte schlagen und ihren Schmuck vor niemand (anderem) enthüllen sollen als von ihren Gatten oder Vätern oder den Vätern ihrer Gatten oder ihren Söhnen oder den Söhnen ihrer Brüder oder Söhnen ihrer Schwestern oder ihren Frauen oder denen, die sie von Rechts wegen besitzen, oder solchen, von ihren männlichen Dienern, die keinen Geschlechtstrieb mehr haben, und den Kindern, die der Blöße der Frauen keine Beachtung schenken. Und sie sollen ihre Füße nicht so (auf den Boden) stampfen, dass bekannt wird, was sie von ihrem Schmuck verbergen. Und wendet euch allesamt reumütig Allah zu, o ihr Gläubigen, auf dass ihr erfolgreich sein möget. (24:30-31)

O Prophet! Sprich zu deinen Frauen und deinen Töchtern und zu den Frauen der Gläubigen, sie sollen ihre Übergewänder reichlich über sich ziehen. So ist es am ehesten gewährleistet, dass die (dann) erkannt und nicht belästigt werden. Und Allah ist Allverzeihend, Barmherzig. (33:59)

Asma Bint Abi Bakr kam zu Allahs Gesandtem, als sie durchsichtige Kleider trug. Da wandte Allahs Gesandter sich ab von ihr und sagte: „Asma, wenn die Frau die Pubertät erreicht, schickt es sich nicht, dass (irgend etwas) von ihr zu sehen ist, außer  diesem und diesem“, und er zeigte auf sein Gesicht und seine Hände. (Aischa; Abu Dawud)

Das Bewahren der Keuschheit, das Senken des Blickes und des Bedeckens der Aura gilt, wie man sehen kann, für beide Geschlechter gleichermaßen. Die muslimische Frau soll außerhalb ihres Heims bzw. in der Öffentlichkeit mit ihrer Bekleidung und der Einstellung, die sie signalisiert, zur Vorbeugung von Übergriffen an ihrer Person beitragen, indem sie es vermeidet,  die Männer zu reizen. Dass die Frau ihre Schönheit nicht nach außen tragen soll ist nicht gleichzusetzen mit Vernachlässigung der äußeren Erscheinung, denn es ist ihr gleichzeitig geboten, auf Sauberkeit und Gepflegtheit Wert zu legen. Die Kleidung sollte aber auch nicht durchsichtig sein oder eng anliegend, so dass die Körperkonturen sichtbar werden. Ein bekannter Muslim Gelehrter, Jusuf al Qaradawi, hat die erwünschte Grundeinstellung der muslimischen Frau in einem Satz sehr schön zusammengefasst:  "Die muslimische Frau ist keusch, würdevoll und besitzt Selbstachtung und Schamgefühl. Sie ist nicht eingebildet und begierig, ihre Attraktivität aufreizend zur Schau zu stellen."
 
Es ist für die Frau auch ein Schutz ihrer Würde. Ihre Schönheit und ihre Liebe sind ein Schatz, an dem nicht jeder berechtigt ist, teilzuhaben. Der Mann, der dieses Recht erwirbt, übernimmt damit gleichzeitig auch Pflichten ihr gegenüber, nämlich sie und eventuell entstehende Kinder zu versorgen, sowie sie als Ehefrau zu respektieren, zu ehren und zu würdigen. Dies ist für die Frauen an sich eine Quelle der Ehre und des Respekts.

Diese Regeln dienen außerdem vor allem dem Schutz der Familie:
Die wichtigste Keimzelle der Gesellschaft ist bekanntermaßen die Familie und ihre Wichtigkeit für die Erziehung und geistige Gesundheit der nächsten Generation steht außer Frage. Eine harmonische Familie ist eine Quelle der Geborgenheit und des Glücks und wird im Islam als heilig betrachtet. Daher wird auf intakte Familienstrukturen im Islam besonderen Wert gelegt. Das heißt auch, dass alles, was die Familie potentiell zerstören könnte, vermieden werden soll. Unter anderem geht eine Gefahr für die Familie davon aus, dass Frau oder Mann den jeweiligen Partner betrügen. Deshalb soll die Verführung durch andere in Form von Blicken und Berührungen möglichst minimiert werden. 

Ein anderer Aspekt ist, dass die Frauen von heute ständig vor Augen geführt bekommen, wie eine perfekte Frau auszusehen hat. Die halbnackten Models finden sich in Tageszeitungen, im Fernsehen, auf der Straße und eigentlich überall wo man sich bewegt. Dies hat besonders für junge Frauen oft fatale Folgen. Die jungen Mädchen hungern bis zur Magersucht und anderen Essstörungen, der Schönheitschirurg hat volleWartezimmer und nicht wenige leiden sogar unter Depressionen oder begehen Selbstmord, weil sie sich so minderwertig fühlen in ihrem nicht so perfekten Körper. Das ist doch die eigentliche Unterdrückung. Bekäme die Frau nicht ständig diese Konkurrenz vor Augen gehalten, wäre sie befreit von dem Druck, auch so aussehen zu müssen, um etwas wert zu sein und mithalten zu können. Wahre Emanzipation für die Frau ist es doch, eben nicht danach beurteilt zu werden welche Körbchengröße sie trägt oder welchen Umfang ihre Taille hat.



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