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Sonntag, 10. November 2019

Die Kraft der Dankbarkeit - Teil 2


Teil 2

Nach der Definition von Dankbarkeit und einer Reflektion darüber, wofür wir dankbar sein können, nun einige weitere Betrachtungen über die Folgen der Dankbarkeit auf spiritueller, psychischer und körperlicher Ebene

1.       Positive Auswirkungen der Dankbarkeit

Es gibt einen sehr schönen uns ausdrucksvollen Vers im Qur’an, der uns ein tiefes Geheimnis des Verborgenen offenbart. Musa erinnert damit die Israeliten in der Wüste an ein Versprechen Allahs:

Wenn ihr nur dankbar seid, werde ich euch wahrlich mehr geben..... (14:7).

Was wird Allah geben? Das wurde hier bewusst offen gelassen. Es wird uns gegeben werden, was wir am meisten brauchen und was am besten für uns ist zu einem Zeitpunkt, den Allah wählt. Jede Art von Dankbarkeit führt zu Segnungen und Mehrung in allen möglichen Dingen; dies können Allahs Belohnung sein (10-700 fach oder noch mehr), die Nähe zu Allah, der Segen in dem, was wir besitzen, in der Familie, unserer Zeit, Gesundheit etc.

Besonders in Situationen, in denen wir in Schwierigkeiten sind und vor großen Herausforderungen stehen, wenn wir dann Dankbarkeit aufbringen können gegenüber Allah und damit unser bedingungsloses Vertrauen in Ihn zeigen, wird Er uns nicht im Stich lassen! Dies ist Allahs Sunnah, Seine Gewohnheit, ein geistiges Naturgesetz! Die Lehre dahinter ist: in Zeiten tiefer Verzweiflung sollen wir den Fokus darauf richten, wofür wir dankbar sein können und die Probleme und Negativität im Herzen und Verstand durch Positivität und neuen Mut herausdrängen. Dies setzt Energien frei, zieht Allahs Hilfe an und führt zusätzlich dazu, dass wir uns besser und zufriedener fühlen.

Außerdem ist der Mensch so veranlagt, dass er denjenigen liebt, der ihm etwas Gutes zuteil werden lässt. Durch unsere Dankbarkeit wird also die Liebe zu Allah vertieft und diese Liebe stärkt unser Bemühen darum, Sein Wohlgefallen zu erlangen und macht uns damit gleichzeitig zu besseren Menschen. Denn die Liebe zu Allah führt zu den meisten anderen guten Taten: Man möchte Allah kennenlernen und strebt dadurch nach Wissen. Man möchte Allah gefallen und ist daher gehorsam Ihm gegenüber und fleißig im Gottesdienst und bei den guten Taten.
Dankbarkeit ist außerdem ein Schutz vor der Strafe Allahs und bringt Seinen Lohn. Im Qur’an steht:

Warum sollte Allah euch strafen, wenn ihr dankbar und gläubig seid? Allah ist dankend und allwissend. (4:147)

… Und dem, der den Lohn der Welt begehrt, geben wir davon, und dem, der den Lohn des Jenseits begehrt, geben wir davon. Wahrlich, wir werden die Dankbaren belohnen. (3:145)

Dankbarkeit führt auch zu Zufriedenheit mit dem, was man hat. Im Wort Zufriedenheit steckt Frieden. Ein dankbarer Mensch findet inneren Frieden. So nutzt unsere Dankbarkeit am meisten uns selbst.


2.       Schlimme Folgen der Undankbarkeit

Der oben erwähnte Vers (14:7), der die Mehrung bei Dankbarkeit verspricht, geht folgendermaßen weiter: ....Falls ihr aber undankbar seid, meine Strafe ist streng!

Es ist der Job von Shaitan, uns undankbar zu machen. Nachdem Allah ihn aufgrund seines Hochmuts aus dem Paradiesgarten vertrieben hatte und ihm Aufschub gewährt hatte, sprach er:

 „…Darum, dass Du mich hast abirren lassen, will ich ihnen gewiss auf Deinem geraden Weg auflauern. Dann will ich über sie von vorne und von hinten kommen, von rechts und von links, und Du wirst die Mehrzahl von ihnen nicht dankbar finden.“ (7:16-17)

 Shaitan will Rache an uns üben und uns mit sich in die Hölle ziehen. Durch Undankbarkeit unsererseits Allah gegenüber kann er leicht sein Ziel erreichen.
Undankbarkeit äußert sich in Jammern und Klagen, Negativität und Resignation. Wenn man ständig unzufrieden ist und die Wünsche nach immer mehr oder immer Besserem kein Ende nehmen, sind das eindeutige Zeichen von Undankbarkeit. Bei Erwachsenen wird das dann häufig zu Gier und Egoismus und Rücksichtslosigkeit gegenüber anderen und der Umwelt. „Alhamdulillah“ und die damit verbundene Bescheidenheit und Zufriedenheit kann uns also vor vielen Problemen bewahren.
Wir werden gewarnt vor Negativität und Resignation, die uns nur frustriert und unglücklich macht und uns lähmt. Durch Undankbarkeit lehnen wir uns auf gegen Allah. Der Zorn und die Strafe Allahs sind real, auch wenn sie vielleicht erst im Jenseits erfolgen. Allah ist barmherzig und vergebend und gibt allen Menschen in dieser Welt ihren Unterhalt, aber wir kennen alle aus eigener Erfahrung, dass wir gerne großzügig sind zu Menschen, die dies zu schätzen wissen und keine Lust haben, uns von unverschämten und anmaßenden Menschen ausnutzen zu lassen. Die undankbaren Menschen, die Allah in dieser Welt vergessen haben, haben dann im Jenseits nichts mehr zu erwarten.

Häufiges Jammern und Klagen über das, was Allah bestimmt und gegeben hat, ist ein Zeichen von Undankbarkeit. Wenn wir uns beklagen wollen, dann nur bei Allah oder bei denen, die bei der Lösung des Problems helfen können. Wer sich ungerechtfertigterweise ständig beklagt soll vorsichtig sein, dass Allah ihm nicht einen echten Grund zur Klage gibt. Ständiges Klagen lässt die Segnungen schwinden.

Undankbarkeit gegenüber Allah ist häufig auch ein Zeichen von Hochmut, nämlich dafür, dass man den Geber vergisst und sich die guten Dinge selbst zuschreibt, der eigenen Planung, Klugheit, Anstrengung etc. Dann ist dieses weltliche Glück eine noch größere Prüfung für diese Menschen als es Armut oder Unglück wären, denn Hochmut gegenüber Allah kann die Ursache dafür werden, dass ihnen das Paradies verwehrt wird:

 „Und euer Herr sagte: „Bittet mich, und ich werde eure Bitte erhören! Wahrlich, jene, welche zu hochmütig sind mir zu dienen, werden [dereinst] gedemütigt in die Hölle eingehen.“[ 40:60]

Wer nicht dankbar ist für Allahs Gaben riskiert, sie zu verlieren, während der Dankbare sie sichert und mehrt.


3.       Die Gesetzmäßigkeiten Allahs: 
Das Gefühl der Fülle durch Zufriedenheit und des Mangels durch Gier

Es gibt ein göttliches Naturgesetzt, eine Sunnah Allahs, die Er uns in verschiedenen Ahadith nahebringt:

In einem Hadith qudsi heißt es: „Oh mein Diener. Ich habe dich für Mich geschaffen und ich habe alle Dinge für dich geschaffen. Du aber hast dich von dem abgewendet, wozu du erschaffen wurdest und dich gänzlich mit dem beschäftigt, was für dich geschaffen wurde. Oh mein Diener. Wenn du dich zufrieden gibst mit dem, was ich dir zugeteilt habe, wirst du zufrieden sein und erlangst du Meine Zufriedenheit mit dir. Und wenn du dich nicht damit zufrieden geben willst, was dir zugeteilt wurde, lasse ich die Welt dich beherrschen, bis du wie ein wildes Tier wirst, das hinter seiner Beute her rennt und keine Ruhe findet bei seiner Jagd; und trotzdem bekommst du nur das, was ich dir zugeteilt habe.“

Das heißt, wer gierig und unersättlich dieser Welt hinterherrennt, vor dem läuft sie weg und er wird doch nie mehr als das bekommen, was ihm zugeteilt wurde. Solch ein Mensch fokussiert sich durch seine Gier immer auf den Mangel, den er empfindet und das Gefühl des Mangels wird dadurch genährt.
Wer sich aber von dieser Welt abwendet und zufrieden mit dem ist, was Allah ihm zugeteilt hat, zu dem wird sein Risq von Allah auf Arten kommen, die er sich nicht vorstellen konnte. Dadurch, dass der Fokus auf Zufriedenheit gelegt wird, nimmt diese beständig zu.

Das Streben nach Glück und Zufriedenheit, das hinter fast allem steht, was Menschen tun, bringt sie dazu, sich bei diesem Streben zu verausgaben, ohne jemals dieses Ziel zu erreichen. Denn Glück kommt nicht durch den Besitzt einer Sache, sondern durch ihre Wertschätzung. Wir können jetzt sofort glücklich sein, wenn wir dankbar sind und das zu schätzen wissen, was uns gegeben wurde. Viele wollen schnell reich werden, das klappt allerdings sehr selten. Aber alle können sich schnell reich fühlen, durch die Dankbarkeit. Materielle Dinge sind wertlos ohne die Fähigkeit, sie zu genießen! Geld kann dir Dinge kaufen, aber kein Glück. Ein Bett, aber keinen Schlaf, Medikamente, aber keine Gesundheit, Bücher, aber kein Wissen, Essen, aber keinen Appetit, ein gepflegtes Äußeres, aber keine Liebe, Uhren, aber keine Lebenszeit usw. Wir brauchen nicht viel, um alles zu haben. In einem Hadith steht:

Der Gesandte Allahs (Allahs Segen und Friede auf ihm) sagte: “Wer auch immer von euch (morgens) seelisch und körperlich gesund aufwacht, und dessen Lebensunterhalt für diesen Tag gesichert ist, ist so, als wenn er im Besitz der ganzen Welt wäre.” (At-Tirmidhi)


4.       Psychologie und Physiologie

4.1              Mehr Glück durch Dankbarkeit

Auch außerhalb der Religion werden diese geheimnisvollen Zusammenhänge bestätigt. Wissenschaftlich gesehen befinden sich die Menschen auf einem bestimmten Level von Glück und Zufriedenheit. Manche Momente weiten davon ab im Positiven oder Negativen, aber der Mensch pendelt sich immer wieder auf dem für ihn typischen Level ein. Wenn sich diese Menschen aber auf die Dinge besinnen, für die sie dankbar sind, nimmt das Level des Glücks zu. Wir neigen dazu, diese Dinge zu vergessen und als selbstverständlich anzusehen. Dankbarkeit  bedeutet, sich immer wieder bewusst zu machen, wie viel Glück man eigentlich hat. 
Nicht die Glücklichen sind immer die Dankbaren, sondern die Dankbaren sind es, die immer glücklich sind!

Früher hat man in der klassischen Psychotherapie nach Freud Traumata ausgegraben und sich darauf fokussiert, was sie nur noch verstärkt hat. Sich beschweren bedeutet nämlich, sich zu belasten. Durch das Gesetz der Anziehung ist sich beschweren wie bitten um die Dinge, die man nicht möchte. Bei der Fokussierung auf die guten Dinge passiert das Gleiche, nur im positiven Sinn.
Wenn wir 100 Angelegenheiten im Leben haben, laufen z.B. 96 gut und 4 nicht. Wenn wir uns nun auf diese 4 konzentrieren führt dies zu Negativität und Stress. Wenn wir uns stattdessen auf die 96 Dinge konzentrieren, werden wir mit einem Gefühl der Fülle und der Positivität erfüllt und können auch mit den 4 schwierigen Dingen besser umgehen.


4.2              Die Rolle des Unterbewusstseins

In der Psychologie und Gehirnforschung kam man zu erstaunlichen Ergebnissen: In der Psychologie gilt es als erwiesen, dass wir das, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, verstärkt in unser Leben ziehen. Das, worauf wir unseren Fokus richten, nimmt automatisch mehr Platz in unserem Leben ein. Es fällt uns immer mehr auf und kommt uns dadurch immer bedeutender und wichtiger vor. Dies gilt sowohl für positive als auch für negative Dinge.  Das Unterbewusstsein spielt dabei eine große Rolle.Es kommt zu einem Kreislauf der positiven Verstärkung:

Aufmerksamkeit führt zu Sensibilisierung.
Sensibilisierung führt zu Wachstum der dafür benutzten Gehirnareale

                 
Die Wahrnehmung verbessert und verstärkt sich
Dadurch erhöht sich die Aufmerksamkeit usw.

Wertschätzung und Dankbarkeit von etwas verstärken es und lassen uns diese Sache mehr wahrnehmen. Wer einen schönen Stein sucht, den er bemalen möchte, wird auf einmal lauter schöne Steine wahrnehmen, die er vorher einfach nicht wahrgenommen hat. Auf einmal ist die Welt voller schöner Steine. Wenn wir den Fokus darauf lenken, was Allah uns täglich schenkt, werden uns immer mehr Dinge auffallen, die vielen Kleinigkeiten, die andere vielleicht übersehen. Vielleicht brauche ich gerade eine neue Uhr und siehe da, sie ist nächste Woche im Angebot. Oder ich habe heute große Lust auf Nudeln und die Mutter hat sie „zufällig“ heute gekocht. Oder ich vermisse eine Person und in dem Moment ruft sie an usw. Durch die Aufmerksamkeit, die wir auf Allahs Fürsorge richten, spüren wir sie noch mehr und empfinden uns als reich beschenkt und geliebt.
Wenn wir uns für etwas interessieren und uns verstärkt damit beschäftigen, wächst der Bereich des Gehirns, der für die Verarbeitung dieser Information verantwortlich ist und unsere Intelligenz und Aufnahmefähigkeit in diesem Bereich nimmt zu. 

Das Gehirn kann sich immer wieder neu strukturieren und neue Nervenbahnen aufbauen. Dies nennt man Neuroplastizität. Durch häufige Wiederholung einer Information und den mit diesen Gedanken verknüpften Emotionen gelangen diese in unser Unterbewusstsein, welches etwa 90% unserer Entscheidungen bestimmt. Es ist das, was uns antreibt, vergleichbar mit einem Elefanten. Unser Verstand ist wie der Reiter auf diesem Elefant. Wenn der Elefant nach rechts gehen will, hat der Reiter keine Chance nach links zu gehen.


9.2          Die Physiologie der Emotionen

Es gibt auch eine physiologische Dimension unserer Gedanken und Emotionen
Die Kommunikation in unserem Körper findet auf verschiedenen Ebenen statt:

1)      Neuronal, d.h. durch Nervenbahnen
2)      Biophysikalisch, d.h. durch die Pulswelle
3)      Biochemisch, d.h. durch Hormone und Botenstoffe
4)      Energetisch, d.h. durch elektromagnetische Felder. Das Herz hat ein Magnetfeld (messbar durch  ein MKG), welches emotionale Informationen an das Gehirn sendet.

Unterschiedliche Emotionen bewirken unterschiedliche Signale und haben dadurch auch Auswirkungen auf die Gehirnaktivität.

Durch regelmäßige Dankbarkeitsübungen wird die molekulare Struktur des Gehirns verändert und die Menschen werden friedlicher und weniger reaktiv. Mithilfe eines FMRI-Scanners, der die Gehirnaktivität bei Dankbarkeit messen kann, konnte man zeigen, dass die Gehirnaktivität dann im medialen präfrontalen Kortex höher ist und dies bei mittelfristiger Übung auch nachhaltig / langfristig nachweisbar ist. Dieser Bereich ist unter anderem für Lernen und Entscheidungsfindung zuständig.
Liebe und Wertschätzung führen zu einem stabilen, sinusförmigen Herzrhythmus, welcher Vorteile wie mehr geistige Klarheit und Leistungsfähigkeit mit sich bringt. Das Gehirn synchronisiert sich immer wieder mit diesem elektromagnetischen Puls und passt dadurch auch Atmung und Blutdruck, Wahrnehmung und mentale Vorgänge an unsere Emotionen an. Positive Emotionen wie Dankbarkeit beeinflussen daher alle Körperfunktionen positiv.

Leiden wir dagegen beispielsweise unter Stress durch Sorge oder Angst, ist unser Herzrhythmusmuster unregelmäßig und ungeordnet. Stresshormone werden ausgeschüttet und der Hippocampus wird veranlasst, sich die stressauslösende Situation gut zu merken. Auf diese Weise läuft eine erneute Stressreaktion durch ähnliche Auslöser danach noch schneller ab und das Gehirn lernt, darauf mit Stress zu reagieren. Häufige Stresssituationen können langfristig eine Schädigung der Zellfortsätze im Hippocampus bewirken. Dies sind wichtig für die Aufnahme von Information. Schrumpfen sie, wirkt sich das negativ auf das Gedächtnis aus und der präfrontale Cortex kann sich so verändern, dass es schwieriger wird, sinnvolle Entscheidungen zu treffen.

Wenn jemand zum Beispiel Angst davor hat, eine bestimmte Krankheit zu bekommen, wird er anfangen, überall Menschen zu sehen, die diese Krankheit haben und verstärkt auf Symptome für diese Krankheit bei sich suchen. Er wird anfangen, alles was er wahrnimmt so zu interpretieren, dass er sich fast sicher ist, diese Krankheit zu haben oder zu bekommen und sich immer mehr so verhalten, als ob er bereits krank wäre. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Person krank wird, ist dadurch stark erhöht, denn die Psyche spielt bei Erkrankungen eine große Rolle. Man spricht auch von einer Self-fulfilling prophecy. Das bedeutet, dass sich feste Überzeugungen eines Menschen unabhängig von derem ursprünglichen Wahrheitsgehalt häufig mit der Zeit in der Realität manifestieren. Dies gilt für positive und negative Überzeugungen gleichermaßen. Besonders bei Kindern kann negative Information ungefiltert ins Gehirn gelangen, da der Teil des Gehirns, der für Selbstverteidigung und kritische Reflektion zuständig ist, erst mit 20 Jahren voll ausgereift ist. So setzen sie sich im Unterbewusstsein als negative Glaubensgrundsätze fest. Aber durch die Neuroplastizität können negative Glaubensgrundsätze durch neue positive Glaubensgrundsätze ersetzt werden.

 Daher ist es auch psychisch und physisch für uns sehr nutzenbringend, wenn wir uns positive Gedanken und Gefühle  wie Dankbarkeit und Gottvertrauen zu eigen machen.


5.       Wissenschaftliche Studien zu den Auswirkungen von Dankbarkeit

Der Psychologieprofessor Dr. Robert Emmerson machte verschiedene wissenschaftliche Experimente zum Thema Dankbarkeit:
Er teilte die Probanden in drei Gruppen ein, die alle die gleichen Zeitungen bekamen. Gruppe A bekam den Auftrag, eine Liste der Dinge zu machen, für die sie dankbar sind. Gruppe B sollte aufschreiben, worüber sie sich ärgert und Gruppe C sollte einfach das aufschreiben, was ihnen am interessantesten erschien. Das Wohlbefinden von Gruppe A war deutlich höher als von Gruppe C und der Abstand zu Gruppe B was noch höher. Sie schliefen besser und trieben mehr Sport.

Allgemein haben seine Studien im Verlauf von 15 Jahren ergeben, dass dankbare Menschen zufriedener sind, sich wohler fühlen und bessere soziale Beziehungen haben. Die Dankbarkeit zu artikulieren macht uns selbst und die anderen glücklich! Jeder mag Menschen, die ihre Mitmenschen zu schätzen wissen und ihre Zuneigung und Wertschätzung ausdrücken. Das Zeigen von Dankbarkeit ist sehr heilsam für soziale Gefüge und macht die Beziehungen zueinander liebevoller. Außerdem betrachten dankbare Menschen andere wohlwollender und sehen eher das Gute in ihnen und ihrem Benehmen. Dadurch sind sie großzügiger und nachsichtiger, weniger nachtragend und besitzen mehr Empathie. Sie nehmen auch neutrales Verhalten eher als positiv wahr, da sie ihren Fokus auf das Positive ausgerichtet haben. Daher besitzen sie auch mehr Sensibilität für Freundlichkeiten und nehmen sie verstärkt wahr.
Außerdem waren die dankbaren Menschen weniger einsam und depressiv, widerstandsfähiger bei Belastung, ausgeglichener, hoffnungsvoller und schliefen besser. Die Dankbarkeit wirkt wie ein psychologisches Immunsystem, da sie vor Ängsten und Stress schützt.
Dankbare Menschen sind insgesamt erfolgreicher bei der Erreichung ihrer Ziele, denn Dankbarkeit und Undankbarkeit haben direkte Auswirkungen auf das Verhalten der Menschen. Mangelnde Wertschätzung führt zu Verschwendung und unachtsamem Umgang (z.B. Wasser), Vernachlässigung oder schlechter Behandlung (z.B. Partnerschaft), mangelndem Einsatz (z.B. Bildung).
Dankbarkeit dagegen fördert z.B. die Pflege und Vorsicht (z.B. Kaffeevollautomat, eigener Körper), Reparatur und Reinigung (z.B. Auto), Anstrengung und Mühe (z.B. Studium)
Körperlich aüßerte sich die Dankbarkeit darin, dass die Dankbaren mehr Sport trieben, besser schliefen, aktiver waren, weniger rauchten, weniger Alkohol tranken, seltener Bluthochdruck hatten (10-15%), bessere Blutfettwerte (HDL↑, LDL↓) und weniger Kreatinin in der Niere. Das hat verschiedene Gründe, wie den Einfluss unseres Unterbewusstseins und der Psyche auf den Körper aber auch ein verstärktes Bewusstsein für den Körper als kostbares Geschenk (bei uns: amana), auf das man aufpassen muss. Dankbare Menschen haben auch weniger Schmerzen und sind weniger aggressiv.


6.       Dankbarkeit üben

Dankbarkeit verwandelt also negative Einstellungen wie z.B. eine Opferhaltung in Lebensfreude und durchbricht den Teufelskreis der Negativität. Aber nur regelmäßiges Training hat solche langfristigen Auswirkungen. Durch Neuroplastizität verändert sich dann nachhaltig die Gehirnstruktur. Besonders stark ist der Effekt auf das Unterbewusstsein, wenn die Wünsche und Gedanken mit Emotionen verknüpft sind und wenn man sie visualisiert. Dankbarkeit ist eine starke Emotion, die viel Energie in sich trägt.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich in Dankbarkeit zu üben:
  •  Man kann ein Dankbarkeitstagebuch führen, in das man entweder morgens oder abends drei Dinge schreibt, für die man dankbar ist und sich dabei von Herzen dankbar fühlen
  •  Man kann sich täglich folgende Fragen stellen: Wofür bin ich anderen Menschen heute        dankbar? Wofür bin ich mir selbst heute dankbar? Wofür bin ich Allah heute dankbar?
  •  Dabei kann man schöne Erinnerungen nochmal erleben indem man sie visualisiert
  •  Man kann Bittgebete machen und dabei Allah danken         Man kann einen Erinnerungsgegenstand bei sich tragen, der einen daran erinnern soll, die guten Dinge nicht als selbstverständlich anzusehen·        
  • Man kann sich angewöhnen, Dankbarkeit öfter verbal zum Ausdruck zu bringen, indem man Alhamdulillah sagt aber auch den anderen Menschen gegenüber öfter dankt.·        
  • Wenn einem Gutes widerfährt kann man 2 Rakat beten oder Sudschud machen·        
  • Allah häufig lobpreisen und dhikr machen. (z.B je 33* SubhanAllah, Alhamdulillah und Allhu Akbar
  • Vor dem Schlafen allen Menschen vergeben und das Herz rein halten (wie einer der Bewohner des Paradieses)
  • Freiwillige Gebete in der Nacht verrichten, wie unser Prophet Muhammad (sas) es zu tun pflegte. Seine Frau Aischa fragte ihn, warum er so viel beten würde, wo doch Allah ihm alle Sünden, die vergangenen und die zukünftigen, bereits vergeben habe. Er antwortete ihr: Soll ich denn nicht ein dankbarer Diener sein?




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