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Sonntag, 21. August 2011

Jesus (der Friede sei mit ihm) im Qur'an 2: Das Evangelium und die Kreuzigung

Dies ist die Fortsetzung der Zusammenstellung über die wichtigsten Verse im Qur'an über Jesus und verschiedene Lehren im Christentum. Zunächst betrachten wir die Verse über das Evangelium und die frühen Christen. Es sind versöhnliche Verse voller Hochachtung und Anerkennung. Im zweiten Teil dieses Posts geht es um ein Thema, welches - neben der Dreieinigkeitslehre - einen der wichtigsten Unterschiede zwischen den Christen und den Muslimen darstellen dürfte - die Vorstellung von der Kreuzigung Jesu. Nach christlicher Lehre ist Jesus am Kreuz gestorben und hat dadurch stellvertretend alle Sünden derjenigen getilgt, die an ihn glauben. Diese Lehre wird im Islam abgelehnt, und zwar aus mehreren Gründen:
  • Eine stellvertretende Sühne kann es nicht geben, da dies der Gerechtigkeit widerspricht und quasi einen Freibrief für Christen darstellt. Das Paradies erlangt jedoch nur derjenige, der sich aufrichtig bemüht auf Allahs Weg und nach Seinem Wohlgefallen trachtet. Jede Seele muss diesen Weg selbst beschreiten und trägt auch die alleinige Verantwortung dafür. Weder wird ihr dies von anderen erleichtert und etwas von ihren Sünden hinweggenommen, noch werden ihr die Sünden anderer Menschen aufgebürdet. Auch die Erbsünde ist aus islamischer Sicht damit ein Irrglaube.

  • Vergebung erlangt ein Mensch vor allem durch aufrichtige Hinwendung zu Allah mit der Bitte um Verzeihung, echte, gefühlte Reue über das Begangene, die feste Absicht von der Sünde abzulassen und die Umsetzung dieser Absicht in Taten, die Wiedergutmachung von begangenem Unrecht wenn möglich und die Verrichtung von guten Taten. Sie wird nicht erlangt, indem man sich töten lässt (es sei denn vielleicht, diese Strafe wäre von Allah für eine große Sünde wie Mord vorgesehen und der Mensch hätte vorher aufrichtig Tauba (Reue) gemacht) oder ein anderer für einen sein Leben opfert, noch indem man seine Sünden jemand anderem beichtet. Der angebliche Kreuzestod Jesu erfüllt also diese Kriterien nicht. Sogar laut der Bibel war sein Tod kein Opfer für andere, sondern die Hinrichtung eines angeblichen Verbrechers. Und diese hatte weder für andere eine errettende Wirkung, noch war es für ihn selbst eine Sühne, denn er war unschuldig.

  • Jesus (der Friede sei mit ihm) starb nicht am Kreuz. Dies wird uns im Qur'an deutlich gesagt. Es handelt sich bei dieser Lehre also um ein Konstrukt der Kirche, das bestimmte Ziele verfolgt und an der Realität vorbei geht. Wenn man die Kreuzigung Jesu als Christ genauer analysiert, so wird man sie sogar aufgrund der eigenen Lehren ablehnen müssen. Denn ist es denkbar, dass die Welt drei Tage lang ohne Gott existiert haben sollte?
Zunächst aber zum frühen Christentum:

3. Das Evangelium und die frühen Christen

Al-Maeda

Sicherlich findest du, dass unter allen Menschen die Juden und die Götzendiener die erbittertsten Gegner der Gläubigen sind. Und du wirst zweifellos finden, dass die, welche sagen: "Wir sind Christen" den Gläubigen am freundlichsten gegenüberstehen. Dies (ist so), weil es unter ihnen Priester und Mönche gibt und weil sie nicht hochmütig sind. (82)


Dies bedeutet nicht, dass sie sich lediglich als Christen bezeichnen, sondern dass sie so aufrichtige Christen sind, dass sie die Tugenden der Muslime schätzen können, wie es bei den Abessiniern der Fall war, zu denen die Muslime zur Zeit der Verfolgung in Makkah auswanderten. Sie sagten: „Wir sind zwar Christen, aber wir verstehen euren Standpunkt, und wir wissen, dass ihr gute Menschen seid.“ Sie sind im Herzen Muslime, was immer ihre äußere Bezeichnung sein mag. (Yusuf Ali)

Als der Prophet seine Schreiben mit dem Aufruf zum Islam an die Könige und Oberhäupter der verschiedenen Völker schickte, waren die Antworten der Christen unter ihnen die freundlichsten. Die wahre Ursache für die Feindschaft der einen und die Freundschaft der anderen war in der Geisteshaltung zu finden, die durch ihre religiösen Überlieferungen und Bräuche und durch ihre kulturelle und soziale Erziehung beeinflusst wurde. Der Qur’an weist in diesem Vers auf den Grund für die Zuneigung der Christen hin, unterlässt es aber, auf die Ursache für die Feindschaft der Juden und der Götzendiener den Muslimen gegenüber näher einzugehen, da dies in vielen Suren zur Genüge erklärt wird. (Al Manar)

Das II Vatikanische Konzil sagt in seiner „Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen“ über den Islam: „Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslime, die den alleinigen Allah anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat. Sie bemühen sich, auch seinen verborgenen Ratschlüssen sich mit ganzer Seele zu unterwerfen, so wie Abraham sich Allah unterworfen hat, auf den der islamische Glaube sich gerne beruft.. Jesus, den sie allerdings nicht als Allah anerkennen, verehren sie doch als Propheten, und sie ehren seine jungfräuliche Mutter Maria … Überdies erwarten sie den Tag des Gerichts, an dem Allah alle Menschen auferweckt und ihnen vergilt. Deswegen legen sie Wert auf eine sittliche Lebenshaltung und verehren Allah besonders durch Gebet, Almosen und Fasten. Da es jedoch im Laufe der Jahrhunderte zu manchen Zwistigkeiten und Feindschaften zwischen Christen und Muslimen kam, ermahnt die Heilige Synode alle, das Vergangene beiseite zu lassen, sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu mühen und gemeinsam einzutreten für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen.“ (Anm.d. Übers. des Qur’ans vom Bavaria Verlag.)I


Und wenn sie hören, was zu dem Gesandten herabgesandt worden ist, siehst du ihre Augen von Tränen überfließen ob der Wahrheit, die sie erkannt haben. Sie sagen: "Unser Herr, wir glauben, so schreibe uns unter die Bezeugenden. (83) Und weshalb sollten wir nicht an Allah glauben und an die Wahrheit, die zu uns gekommen ist, wo wir innig wünschen, dass unser Herr uns zu den Rechtschaffenen zählen möge? (84) Und um dessentwillen, was sie da gesagt haben, wird Allah sie mit Gärten belohnen, durch die Bäche fließen. Darin sollen sie ewig verweilen; und das ist der Lohn derer, die Gutes tun. (85)


Ein Beispiel für die Christen, auf die dieser Vers anspielt, ist der Abessinische Kaiser. Als Gafar, der Vetter des Propheten und Sprecher der muslimischen Auswanderer in Abessinien, dem Kaiser von den wunderbaren Veränderungen in ihrem Leben berichtete, die durch den Glauben an Muhammads Prophetentum und die Befolgung seiner Lehre bewirkt worden waren, brachte dieser den Wunsch zum Ausdruck, etwas von der göttlichen Offenbarung zu hören. Gafar trug daraufhin die einleitenden Verse der Sure Maryam vor, worin von den Geburt Jesu berichtet wird.. Davon waren der Kaiser und die ihn umgebenden Bischöfe zu Tränen gerührt, und der Kaiser rief: „Mir scheint, diese Worte und die, die Jesus offenbart wurden, sind Strahlen des Lichts, das von derselben Quelle herkommt!“ (Siddiqi)

Jesus selbst sagte die Ankunft des Propheten Muhammad voraus, wobei er ihn mit dem Namen „Geist der Wahrheit“ bezeichnete: „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkünden…“ (Joh. 16:13). (Siddiqi)


Al-Maeda

Und hätten sie die Thora befolgt und das Evangelium und das, was zu ihnen von ihrem Herrn herabgesandt wurde, würden sie sicherlich über sich und zu ihren Füßen Nahrung finden. Es gibt unter ihnen Leute, die Mäßigung üben; doch viele von ihnen verrichten üble Dinge. (66) O du Gesandter! Verkünde, was zu dir von deinem Herrn herabgesandt wurde; und wenn du es nicht tust, so hast du Seine Botschaft nicht verkündigt. Und Allah wird dich vor den Menschen schützen. Wahrlich, Allah weist den ungläubigen Leuten nicht den Weg. (67) Sprich: "O Leute der Schrift, ihr fußt auf nichts, ehe ihr nicht die Thora und das Evangelium und das in die Tat umsetzt, was von eurem Herrn zu euch herabgesandt wurde."


„Die Thora und das Evangelium befolgen“ bedeutet, aufrichtig ihren Lehren zu folgen und den darin beschriebenen Lebensweg zu verwirklichen. In diesem Zusammenhang muss darin erinnert werden, dass die Bibel zweierlei Text enthält. Teile von ihr sind von jüdischen und christlichen Gelehrten hinzugefügt worden. Es liegt auf der Hand, dass der Qur’an nicht verlangt, diese Teile zu befolgen. Aber es gibt anderes, wie beispielsweise die Zehn Gebote oder die Aussagen von Moses, Jesus und anderen Propheten. Der Qur’an verlangt, sich an diesen zu orientieren, denn es gibt keinen wesentlichen Unterschied zwischen ihnen und den Lehren des Qur’an. Obwohl auch diese Teile der Bibel durch Übersetzung, Kommentare und so weiter manipuliert worden sind, spürt man, dass sie die gleichen grundlegenden Prinzipien lehren wie der Qur’an und den Menschen zu derselben Lebensweise anhalten. Wenn Juden und Christen zur Zeit des Propheten Muhammad dies praktiziert hätten, denn hätten sie den Islam nicht als etwas Fremdes empfunden, sondern als Fortsetzung des Weges, den sie bereits verfolgten.(Mawdudi)

Die Schlussfolgerung aus tatsächlicher Verwirklichung von Thora und Evangelium und „was ihnen von Allah offenbart wurde“ müsste folgerichtig der Anschluss an die Religion sein, die Muhammad verkündet hat. (Qutb)


Aber gewiss, das, was von deinem Herrn zu dir herabgesandt wurde, wird viele von ihnen in ihrem Aufruhr und Unglauben bestärken. Darum betrübe dich nicht über die ungläubigen Leute. (68) Jene, die geglaubt haben, und die Juden und die Sabäer und die Christen - wer an Allah glaubt und gute Werke tut -, keine Furcht soll über sie kommen, noch sollen sie traurig sein. (69)


Der Vers besagt, dass unabhängig von der Religionszugehörigkeit jeder, der an Allah und den Jüngsten Tag glaubt und das Rechte tut, gerettet ist, ohne Rücksicht auf Namen oder Titel, die er tragen mag (Qutb)


Al-Maeda

Und Wir ließen ihnen Jesus, den Sohn der Maria, folgen; zur Bestätigung dessen, was vor ihm in der Thora war; und Wir gaben ihm das Evangelium, worin Rechtleitung und Licht war, zur Bestätigung dessen, was vor ihm in der Thora war und als Rechtleitung und Ermahnung für die Gottesfürchtigen. (46) Und die Leute des Evangeliums sollen sich nach dem richten, was Allah darin offenbart hat; und die sich nicht nach dem richten, was Allah herabgesandt hat - das sind die (wahren) Frevler. (47)


Vergleiche Matthäus5:17-18: „Ihr sollt nicht wähnen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn ich sage euch wahrlich: bis dass Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis dass es alles geschehe.“ (Daryabadi)


Und Wir haben das Buch mit der Wahrheit zu dir herabgesandt, das bestätigt, was von der Schrift vor ihm da war und darüber Gewissheit gibt; richte also zwischen ihnen
(nämlich den Schriftbesitzern, wenn sie als streitende Parteien deine Entscheidung suchen (Daryabadi) ) nach dem, was Allah herabgesandt hat und folge nicht ihren Neigungen, von der Wahrheit abzuweichen, die zu dir gekommen ist. Für jeden von euch haben Wir Richtlinien und eine Laufbahn bestimmt.


Der Qur’an bestätigt die Wahrheit früherer Offenbarungen (Daryabadi)

Bemerkenswert ist, dass hier ebenfalls das Wort „Kitab“ („Buch“) benutzt wird. Dadurch soll nämlich betont werden, dass der Qur’an und alle heiligen Schriften, die von Allah in verschiedenen Sprachen und verschiedenen Zeitaltern offenbart wurden, in Wirklichkeit ein und dasselbe „Buch“ sind, von demselben Urheber und mit derselben Absicht und Zielsetzung. Sie übermitteln der Menschheit dasselbe Wissen, mit dem einzigen Unterschied, dass sie in verschiedenen Sprachen abgefasst sind und verschiedene Methoden anwenden, um den Angesprochenen entgegenzukommen. (Mawdudi)

Nachdem die älteren Offenbarungen verändert worden waren, kam der Qur’an mit einem zweifachen Ziel: 1. die wahre, ursprüngliche Botschaft zu bestätigen, und 2. sie zu bewahren oder als Schlüssel zu ihrer Interpretation zu dienen.

Der Begriff „Schirah“ oder „Schariah“ bezecichnet wörtlich den „Weg zur Wasserstelle“, von woher Menschen und Tiere ihr lebenswichtiges Element beziehen, und wir im Qur’an gebraucht, um ein, für das soziale und geistige Wohl der Gemeinschaft notwendiges Gesetzessystem zu bezeichnen. Der Begriff „Minhag“ bedeutet demgegenüber „offene Straße“, gewöhnlich im abstrakten Sinne, nämlich „Lebensweg“. Beide Begriffe sind in ihrer Bedeutung eingeschränkter als „Din“, worin nicht nur die einer bestimmten Religion eigenen Gesetze enthalten sind, sondern auch die grundlegenden, unveränderlichen Wahrheiten, die nach qur’anischer Lehre von allen Gesandten Allahs verkündet wurden, während der spezielle Gesetzeskorpus „Schirah“ oder „Schariah“ und der jeweilige Lebensweg „Minhag“ entsprechend den Erfordernissen der Zeit und dem kulturellen Entwicklungsstand der Gemeinschaft variierte. Diese „Einheit in der Vielfalt“ wird im Qur’an oft betont.


Und wenn Allah gewollt hätte, hätte Er euch zu einer einzigen Gemeinde gemacht. Er wollte euch aber in alledem, was Er euch gegeben hat, auf die Probe stellen. Darum sollt ihr um die guten Dinge wetteifern. Zu Allah werdet ihr allesamt zurückkehren; und dann wird Er euch das kundtun, worüber ihr uneins waret. (48)

Hier kommt die Antwort auf die obige Frage: 1. Allah hat verschiedene Regelungen getroffen, um verschiedene Gemeinschaften in verschiedenen Zeitaltern entgegenzukommen. 2. Er will die Menschen prüfen, ob sie Seinen Geboten gehorchen. Wer das wahre Wesen und den Geist des göttlichen Weges erkennt und keine Vorurteile hat, wird die Wahrheit erkennen, in welcher Form sie auch kommt. Sie werden nicht zögern, neuen Geboten Allahs zu gehorchen. 3- Da es die Zielsetzung jedes Gesetzes ist, die Tugenden zu kultivieren, hat Allah den Menschen geboten, einander darin zu übertreffen, ohne Rücksicht auf die scheinbaren Unterschiede in den verschiedenen Gesetzessystemen. Wer die wirkliche Zielsetzung des Gesetzes erkennt, soll danach gemäß den Richtlinien des göttlichen Gesetzes streben. 4. Unterschiede, die durch Vorurteile, Verstocktheit und falsche Geisteshaltung entstanden sind, können weder in polemischen Symposien noch auf dem Schlachtfeld gelöst, sondern nur von Allah selbst am Tag des Gerichts entschieden werden. Dann wird die Wahrheit enthüllt, und die Menschen erkennen das Maß de Wahrheit oder Lüge, das in ihren Argumenten zu Lebzeiten steckte (Mawdudi)


2. Tod Jesu

An-Nisa

Und Wir erhoben anlässlich des Bundes mit ihnen den Berg über sie empor und sprachen zu ihnen: "Tretet durch das Tor in Unterwürfigkeit ein!" Und Wir sprachen zu ihnen: "Übertretet nicht das Sabbatgebot." Und Wir schlossen einen starken Bund mit ihnen. (154) Als sie dann ihren Bund brachen und die Zeichen Allahs verleugneten und die Propheten widerrechtlich töteten und sagten: "Unsere Herzen sind hinter einem Schleier" - aber nein, Allah hat diese wegen ihres Unglaubens verschlossen, so dass sie nur wenig glauben. (155) Und wegen ihres Unglaubens und wegen ihrer Behauptung, die sie gegen Maria mit einer enormen Lüge vorbrachten (156)


Die falsche Anschuldigung gegen Maria besagte, dass sie unkeusch gewesen sei. Eine solche Anschuldigung ist an sich schlimm genug jeder Frau gegenüber, gegenüber Maria, der Mutter Jesu, war sie gleichzeitig eine Verhöhnung Allahs Selbst. Der Islam schützt besonders den guten Ruf der Frau. Wer schlecht über eine Frau redet, muss seine Anschuldigung durch

vier Zeugen stützen, und wenn er das nicht kann, soll er mit achtzig Schlägen bestraft werden und nie wieder als Zeuge auftreten dürfen: Sure 24:4 (Yusuf Ali)


und wegen ihrer Rede: "Wir haben den Messias, Jesus, den Sohn der Maria, den Gesandten Allahs, getötet", während sie ihn doch weder erschlagen noch gekreuzigt hatten, sondern dies wurde ihnen nur vorgetäuscht; und jene, die in dieser Sache uneins sind, sind wahrlich im Zweifel darüber; sie haben keine Kenntnis davon, sondern folgen nur einer Vermutung; und sie haben ihn mit Gewissheit nicht getötet. (157) Vielmehr hat Allah ihn zu Sich emporgehoben, und Allah ist Allmächtig, Allweise. (158)


Allah, der alles tun kann, was immer Er will, erhob Jesus zu sich und rettete ihn vor der Kreuzigung, und derjenige, der später gekreuzigt wurde, wurde auf die eine oder andere Weise für Jesus gehalten. (Mawdudi)

Das Ende des irdischen Lebens Jesu ist ebenso in Mysterien gehüllt wie seine Geburt und der größte Teil seines persönlichen Lebens mit Ausnahme von drei Jahren seines Wirkens. Eine Erörterung der vielfältigen Zweifel und Vermutungen früh-christlicher Sekten und muslimischer Theologen führt zu nichts. In den christlichen Großkirchen gehört es zu den dogmatischen Hauptaussagen, Jesu sei gekreuzigt, gestorben und begraben worden und am dritten Tage auferstanden, und zwar körperlich mit den vorhandenen Wunden, sei an verschiedenen Stellen herumgewandert und habe mit seinen Jüngern gesprochen und gegessen, woraufhin er leiblich in den Himmel aufgenommen worden sei. Dies ist notwendig für die theologische Lehre des Blutopfers und der stellvertretenden Sühne für die Sünden, die vom Islam abgelehnt wird. Einige der frühen Christen glaubten nicht daran, dass Jesus am Kreuz gestorben sei. Die Basilidaner beispielsweise glaubten, er sei durch jemanden anderen ersetzt worden. Die Docetäer nahmen an, Jesus habe niemals einen wirklichen physischen oder materiellen Körper gehabt, lediglich einen Scheinkörper, und dass seine Kreuzigung nicht wirklich stattgefunden habe, sondern nur scheinbar. Das Macidonische Evangelium besagt, Jesus sei nicht geboren, sondern lediglich in Menschengestalt erschienen.

Der Qur’an lehrt, dass Jesus von den Juden nicht getötet und nicht gekreuzigt wurde, ungeachtet einiger scheinbarer Umstände, die in den Augen seiner Feinde diese Illusion verursachten; dass Erörterungen, Zweifel und Vermutungen über diese Angelegenheit zwecklos sind; und dass er zu Allah erhöht wurde (Yusuf Ali)

Unter den Muslimen kursieren zahlreiche Legenden, die schildern, wie Allah im letzten Augenblick Jesus durch eine Person ersetzte, die ihm äußerlich stark ähnelte (einige Berichte besagen, dies sei Judas gewesen) und an seiner Stelle gekreuzigt wurde. Keine dieser Legenden ist jedoch im Qur’an oder in authenischen Überlieferungen belegt, und die in diesem Zusammenhang von klassischen Kommentatoren übermittelten Geschichten müssen insgesamt zurückgewiesen werden. Sie bilden lediglich Versuche, die qur’anische Aussage, Jesus sei nicht gekreuzigt worden, mit der dramatischen Schilderung seiner Kreuzigung in den Evangelien zu „harmonisieren“. Die Kreuzigungsgeschichte an sich ist im Qur’an kurz und bündig erklärt mit den Worten „wa lakin subbiha lahum“ („es erschien ihnen nur so“), die besagen, dass im Laufe der Zeit, lange nach Jesu Wirken, irgendwie eine Legende entstanden ist (möglicherweise unter dem Einfluss Mithraistischer Vorstellungen), er sein gestorben, um für die „Ursünde“ zu sühnen, mit der die Menschheit belastet sein soll; und diese Legende breitete sich so unter den späteren Anhängern Jesu aus, dass selbst seine Feinde anfingen, daran zu glauben, wenn auch in einem herabwürdigenden Sinne (Kreuzigung war zu jenen Zeiten eine entwürdigende Form der Todesstrafe, die nur den verachtetsten Verbrechern vorbehalten war.) (Asad)


Und es gibt keinen unter den Leuten der Schrift, der nicht vor seinem Tod daran glauben wird; und am Tage der Auferstehung wird er ein Zeuge gegen sie sein. (159)


Frühere Kommentatoren waren uneinig darüber, was „vor seinem Tod“ in diesem Vers bedeutet. Einige übersetzten: „Es gibt keinen unter den Schriftbesitzern, der nicht vor seinem – nämlich Jesu –Tod an Jesus glaube,“ gemäß einer Überlieferung, dass er kurz vor dem Jüngsten Tag noch einmal kommen wird. Eine andere Interpretation ist: „Es gibt keinen der Schriftbesitzer, der nicht vor seinem – nämlich vor seinem eigenen –Tod an Jesus glaubt,“ nach der Darstellung, dass der Mensch auf der Schwelle des eigenen Todes die Wahrheit erkennt, was ihm aber nichts mehr nützen kann. Persönlich neige ich zu letzterer Ansicht. (Qutb)

Nach den ersten drei Büchern des Neuen Testaments hat Jesus lediglich die Beziehung von Mensch und Allah mit einer Beziehung zwischen Vater und Sohn verglichen und für Allah metaphorisch das Wort Vater benutzt, so wie es bei den Israeliten damals üblich war. Dafür gibt es im Alten Testament zahlreiche Belege. Jesus nannte Allah "Vater" in dem Sinne, wie es sein Volk. tat. Er bezeichnete Allah nicht nur als seinen Vater, sondern als den Vater aller Menschen. Dennoch übertrieben die Christen dahingehend, dass sie ihn als Allahs einzigen Sohn bezeichneten, aufgrund der Annahme, er sei Allahs Manifestation, die Inkarnation Seines Wortes und Sein Heiliger Geist. Darüber hinaus glauben sie, Allah habe Seinen einzigen Sohn in diese Welt geschickt, damit er die Last der menschlichen Sünden auf sich nimmt und sich für die Sünden der Menschen kreuzigen lässt. Diese Vorstellung ist offensichtlich das Produkt ihres eigenen Wunschdenkens, denn keine Aussage Jesu stützt sie. (Maududi)



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